Gnadenstuhl (Bibel)

Der auferstandene Christus thronend über der Bundeslade, zwischen den Cherubim (Julius Bate: A new and literal translation, from the Hebrew, of the Pentateuch of Moses, and of the historical books of the Old Testament, to the end of the second book of Kings, 1773)

Gnadenstuhl, auch Gnadenthron, ist eine Wortprägung Martin Luthers in seiner Bibelübersetzung. Sie war in der Frühen Neuzeit über Konfessionsgrenzen hinweg ein wichtiges religiöses Konzept.

Luthers Begriffsprägung Gnadenstuhl ist von dem „Thron der Gnade“ in Hebr 4,16  angeregt; Stuhl war im Frühneuhochdeutschen keine alltägliche, sondern eine herrscherliche Sitzgelegenheit.[1] Die Zürcher Bibel von 1531 übernahm Luthers Wortprägung als Gnadenstuol. In William Tyndales englischer Bibel findet sich eine Lehnübersetzung: seate of mercy (in modernen englischen Bibeln: mercy seat).

Erst 1897 wurde der Begriff Gnadenstuhl mit anderer Bedeutung in die Kunstgeschichte eingeführt: Franz Xaver Kraus bezeichnete damit eine seit dem Hochmittelalter in Lateineuropa übliche Trinitätsdarstellung.[2]

  1. Jonathan Rehr: Der Gnadenstuhl als interkonfessionelles Zentralthema, Berlin/Boston 2023, S. 1.
  2. Franz Xaver Kraus: Geschichte der christlichen Kunst. Band 2, Teil 1: Mittelalter. Herder, Freiburg im Breisgau 1897, S. 390 (Digitalisat)

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